Besuch eines Zeitzeugens

„Verfolgt, weil wir Juden waren“ … „Keine Schuldgefühle sondern Verantwortung“

Am 13.12.2023 besuchte der Zeitzeuge der Shoah, Herr Ernst Krankenberger aus Schwaig bei Nürnberg die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse der Diesterweg-Schule Koblenz.

Die Jugendlichen verfolgten den Vortrag und die in Briefform dargestellte und mit vielen Originalfotografien untermalte Biografie Herrn Krakenbergers interessiert und mit reger Anteilnahme.

 

Herr Krakenberger schilderte seinen Lebenslauf von der Zeit der Internierung seiner Eltern in Bergen-Belsen bis in die späten 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Er tauchte in der deutsch-niederländischen Pflegefamilie Stockmann als angeblicher Sohn der Tochter Magret unter.

 

 

Die Familie Krakenberger emigrierte nach der Reichspogromnacht 1939 von Nürnberg aus in die Niederlande. Doch auch dort war die Familie nicht vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten sicher. Die Eltern Marta und Otto Krakenberger wurden in Bergen-Belsen interniert, während der zweijährige Ernst bei der Familie Stockmann unterkam.

Wie durch ein Wunder überlebten die Eltern von Ernst Krakenberger und so kam es im Jahr 1945 zu einem Wiedersehen von Eltern und Sohn.

 

Im Anschluss an den bewegenden Vortrag konnten die Schülerinnen und Schüler der Diesterweg-Schule Fragen an den Zeitzeugen stellen.

So wollten sie z.B. wissen, wie Herr Krakenberger die plötzliche Trennung von seinen Eltern empfunden habe und wie er die Stigmatisierung der Juden durch das Tragen des Davidssterns erlebte. Auch wurden Parallelen zur tragischen Geschichte der Sinti und Roma - ebenfalls Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes – gezogen.

 

Abschließend sollen an dieser Stelle die für die Schülerinnen und Schüler wichtigsten Aussagen Herrn Krakenbergers aufgeführt werden. Diese zielen auf die unbedingte Gleichberechtigung der Menschen aller Ethnien und Glaubensrichtungen ab und unterstreichen die Wichtigkeit eines kompetent und auf „Erinnerung“ basierenden Geschichts- und Politikunterricht ab:

„Ich wünsche mir, dass niemand mehr verfolgt wird, nur weil er Jude ist“ – so in etwa der Wortlaut Krankenbergers.  

Ich möchte mit meiner Geschichte bei „den Menschen in Deutschland keine Schuldgefühle“ wecken, sondern an „die historische Verantwortung der Menschen“ appellieren.

 

Die Aussagen haben in unserer heutigen Zeit nichts an Relevanz verloren.

 

Begleitet wurde Herr Krakenberger von Herrn und Frau Winkler. Herr Winkler ist Vorsitzender des Vereins „Haus Israel e.V.“ und engagiert sich bereits seit vielen Jahren aktiv, um den Schülerinnen und Schülern der Koblenzer Schulen die Leiden der jüdischen Bevölkerung während der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland nahezubringen.